Geschichte des Wallfahrtsorts

AnsichtDer Marienwallfahrtsort auf dem Muttergottesberg ragt über der Stadt Grulich unter dem Schneeberg unmittelbar auf den Grenzen mit Polen schon mehr als 300 Jahre empor.

Die fast fünftausendköpfige Stadt Grulich wurde zum ersten Mal im Jahr 1367 erwähnt. Tobias Johannes Becker, der in Grulich geborene Domherr zu St. Veits-Dom in Prag und der spätere Bischof von Königgrätz, ließ einen mächtigen Wallfahrtskomplex über der Stadt auf einem 760 m hohen Berg, der früher der Kahle Berg genannt wurde, erbauen.

Die Gründung war eigentlich die Erfüllung seines vorigen Gelübdes. Während des Dreißigjährigen Krieges kamen hierher Prozessionen, an denen Kinder aus Grulich und seiner Umgebung teilnahmen, und dabei baten sie und sangen Marienlieder.

Im Jahr 1696 begann der Bau des Wallfahrtsortes. Einigen Überlieferungen nach gab es früher am Ort der Wallfahrtskirche einen vorchristlichen Tempel. Die Leute trugen Balken und Steine nach oben, oft mit bloßen Händen, und halfen bei dem Bau ohne Anspruch auf Entgelt. Die Bauarbeiten setzten schnell fort, und in vier Jahre, am 21. August 1700, wurde das Gnadenbild in die Kirche übertragen, und die neu erbaute Kirche wurde geweiht. Dem Wunsch des Gründers Tobias Johannes Becker nach wurde der Kahle Berg seit dieser Zeit der Muttergottesberg genannt.

Am Hochaltar in der Kirche ist das Gnadenbild der Jungfrau Maria angebracht, das das Herz des Wallfahrtsortes und der Verehrung der Muttergottes darstellt. Bevor es dem Muttergottesberg geschenkt wurde, war es im Besitz vom Domherr Becker, dem Gründer, gewesen. Er wurde Erzieher der Enkelsöhne von der Gräfin Putzard von Slatiňany bei Chrudim. Er sah bei ihr das Bild, das eine Kopie des Gemäldes von Santa Maria Maggiore aus Rom ist. Er wurde vom Bild so begeistert, dass er sich bemühte, es um jeden Preis von der Gräfin zu erwerben. Die Gräfin schenkte ihm schließlich mit schwerem Herzen das Bild. Becker nahm es überall mit, wo er als Priester tätig war, und forderte seine Pfarrkinder zur Verehrung der auf dem Gnadenbild dargestellten Muttergottes an. Nachdem das Gnadenbild in die Kirche auf dem Muttergottesberg übertragen worden war, wurde es mit silbernem Blech, mit Perlen und mit einer goldenen Halskette verziert. Das Gnadenbild wird von rückwärts mit einem speziellen Aufzug herabgetragen und zur Verehrung von Pilgern ausgestellt. Nachdem der Wallfahrtskomplex erbaut worden war, begann man mit dem Klosterbau. Die Priester vom Orden von Serviten wurden vom Bischof Becker berufen, und zogen ins neue Kloster 1710 ein. Im Laufe des 18. Jh.s nahm die Zahl der Pilger ständig zu, so dass sogar 152 000 Gläubiger den Wallfahrtsort im Jahr 1728 besuchten. Ende des 18. Jh.s zogen über den Wallfahrtsorten schwarze Wolken auf, und unter Joseph II. wurden zahlreiche heilige Orte sowie Klöster aufgehoben und Wallfahrte verboten, denn sie die Leute von der Arbeit abgelenkt haben sollen. Einer Sage nach wurde der Muttergottesberg dank des Bonmots einer der Serviten gerettet, der den Kaiser als Erdmittelpunkt bezeichnete.

Die Katastrophe kam einige Jahrhunderte später, als der Wallfahrtsort vom Blitz in der Nacht im August 1846 getroffen wurde, und die Kirche mit dem Kloster niedergebrannt wurde. Alles, was gerettet wurde, wurde in den Kreuzgang übertragen, in dem eine sehr wertvolle Sammlung der Bildhauerei und der Schnitzerei der Barockzeit so zu bewundern ist. In ein Jahr wurde die Kirche instand gesetzt und wieder geöffnet. Die innere Ausschmückung wurde allerdings erst ein halbes Jahrhundert später renoviert. Am Ende des 19. Jh.s wurde das Interieur mit dem Mobiliar im Pseudorenaissancestil ausgestattet. Damals verwalteten schon die Redemptoristen den Wallfahrtsort, die nach den Serviten 1883 auf den Muttergottesberg kamen. Sie kauften das nähe Pilgerheim im Jahr 1901, das sie auch renovierten und erweiterten.

Die Wallfahrten spielten eine wichtige Rolle im Leben der Stadt Grulich und der Umgebung bis 1950. Noch vorher erlebte die Stadt auch etwas vom Krieg. Im Jahr 1937 besuchte Präsident Edvard Beneš die Stadt, um sich die Befestigung anzusehen, die in der Gegend gebaut wurde. Nach dem Anschluss der Grenzgebiete kam Adolf Hitler das folgende Jahr aus demselben Grund. Während des Krieges wurde ein Kfz-Lager in der Nähe von Grulich gebaut. Glücklicherweise war der Krieg zu Ende worden, bevor das Lager in Betrieb gesetzt wurde.

AnsichtDiese Begebenheiten betrafen den Wallfahrtsort nicht direkt. Das Jahr 1950 änderte allerdings alles. Laut der Verordnung der kommunistischen Regierung wurden das Kloster und der ganze Wallfahrtsort für die Öffentlichkeit im April geschlossen, und ein Auffangskloster wurde auf dem Muttergottesberg errichtet, in dem die meisten Redemptoristen konzentriert wurden. Sie lebten und arbeiteten schwer unter unmenschlichen Bedingungen bis 1960, einige wurden erst 1965 freigelassen. Im Jahr 1965 wurde das Klostergebäude von der Tschechischen Katholischen Caritas übernommen, in dem die Schwestern der Unbefleckten Empfängnis Mariens untergebracht wurden. Die Schwerstern blieben da bis 2002. Der Wallfahrtsort wurde 1968 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ende der 70er Jahre begann die neuste Geschichte des Wallfahrtsortes. In dieser Zeit besuchte der schwerkranke Landsmann Franz Jentschke den Muttergottesberg, und seine Bitten um Heilung wurden erhört. Später fing er an, die Kapellen des Kreuzweges zu renovieren. Nach der Feststellung der Restaurierungskosten gründete er die Muttergottesberg-Stiftung, die sich um die Instandhaltung des Wallfahrtsortes bis heute kümmert. Dank der Stiftung strahlt der Muttergottesberg weit in die Umgebung. Die Redemptoristen kehrten 1990 zurück, und das Pilgerheim wurde 1993 renoviert und wieder geöffnet.